Spontanremissionen bei Krebs? Und es gibt sie doch! Am häufigsten bei Nierenkarzinomen
In Deutschland erkranken jährlich 340.000 Menschen an Krebs. Eine unerwartete Heilung ereignet sich nach Schätzungen nur in einem, von 100.000 Fällen.
Spontanremissionen bei Krebs – gibt’s die wirklich? Viele Kollegen haben ihre Zweifel. Doch es gibt sie, die ungewöhnlichen Fälle, in denen sich ein Malignom von selbst zurückbildet und der Patient wieder ein ganz normales Leben führt. Nun will die Wissenschaft den Ursachen und Mechanismen auf die Spur kommen, um dies für die Therapie zu nutzen. Endlich möchte man sagen,denn Anliegen derjenigen Onkologen, die nach einem ganzheitlichen Konzept arbeiten war schon immer die Selbstheilungskräfte zu mobilisieren und damit den Verlauf der Krebskrankheit positiv zu beeinflussen.
18 Lungenmetastasen verschwanden von selber
Herr S. war 57 Jahre alt, als man bei ihm ein Nierenkarzinom entdeckte. Er musste die Nephrektomie samt Lymphknoten-Ausräumung über sich ergehen lassen. Ein Jahr später die schreckliche Entdeckung, daß die Lunge mit mindestens 18 Metastasen übersät war. Dann kam die verblüffende Wende: Die Lungenherde verkleinerten sich binnen 6 Monaten – bis kein einziger mehr nachweisbar war!
Spontanremissionen von Malignomen sind selten, aber in der medizinischen Literatur vielfach zweifelsfrei dokumentiert Unter 15 solcher Fälle waren 4 mit Nierenkarzinom, 3 mit malignem Melanom sowie Patienten mit hochmalignem NonHodgkin-Lymphom, Bronchialkarzinom, peritonealem Mesotheliom etc. Die vollständigen oder partiellen Spontanremissionen entwickelten sich über einen Zeitraum von 1 bis 24 Monaten und beziehen sich auf den Primärtumor, auf Metastasen oder Rezidive mit manchmal sehr ausgedehnter Tumormasse.
Viele Kollegen glauben, dass es sich bei Spontanremissionen um Fehldiagnosen oder schlecht untersuchte Fälle handelt. Doch sie sind ein Fakt und sollten weiter erforscht werden. Durch Analyse dieser seltenen und rätselhaften Vorgänge können wir positive Impulse für die Therapie erwarten. Nationale und internationale Datenbanken sollten die Fälle registrieren, um eine exakte Dokumentation zu gewährleisten und so herausfinden helfen, was zu diesen erfreulichen Ergebnissen geführt hat. Alte Studien sprechen von 1 Fall auf 80 000 – 100 000 Patienten, doch dürfte die Rate höher sein, zumal viele Fälle nie publiziert wurden. Am häufigsten finden sich Spontanremissionen beim Hypernephrom, Neuroblastom und malignen Melanom. Spontanremissionen beim metastasierenden Nierenzellkarzinom finden sich in der Literatur 142 Fälle. Fast immer handelte es sich um die Rückbildung von Lungen- oder Lymphknoten. Offenbar kann der Primärtumor das Immunsystem irgendwie blockieren.
Auch Primärtumoren bilden sich zurück
Spontane Remissionen beim malignen Melanom wurden ebenfalls schon mehrfach beschrieben. Im allgemeinen hatte sich der Primärtumor ganz oder teilweise zurückgebildet, nur selten eine Metastase. Vor allem beim superfiziell spreitenden Melanom finden sich innerhalb des Tumors immer wieder Regressionszonen, die bis zur kompletten Rückbildung führen können.
Über die biologischen Mechanismen von Spontanremissionen, mögliche Auslöser und psychische Faktoren ist wenig bekannt. Ist der Patient eine energische Person, die dem Krebs innerlich den Kampf angesagt hat? Ging ein einschneidendes Ereignis voraus? Oder hat Gott ein Gebet erhört? Hier sind fast alle Fragen offen, obwohl es an Thesen und Theorien nicht mangelt. Die Biologie der Spontanheilung erscheint besonders vielversprechend seit neue molekularbiologische Erkenntnisse die Vorstellung von Krebs revolutioniert haben. Bislang galt: Einmal entartete Zellen sind aufgrund von zahlreichen Gendefekten unsterblich und überrollen lawinenartig den Körper. Ein Trugschluss, denn auch die Krebszelle kann der Tod ereilen. Vielleicht liegt sogar hierin das Geheimnis der Spontanheilung. Man nennt dieses Sterben auch den programmierten Tod oder Apoptose. Unter dem Mikroskop betrachtet beginnen die Zellen zu brodeln und zu blubbern, Bläschen spalten sich ab, und am Ende zerfallen sie in Stücke. Ein natürlicher Prozess.
Ohne dieses Sterben wäre kein Leben möglich: Bei der Entwicklung bilden Kaulquappe ihren Schwanz zurück, Föten der Säuger ihre Kiemen. In der Haut und im Blut des Menschen muß der Körper jeden Tag Milliarden überflüssiger Zellen vernichten. Etwa 100 Todes- und Anti-Todes-Moleküle kontrollieren in einem ausgeklügelten Netzwerk diesen Vorgang. 50 dieser Moleküle kennt man schon. Tumorzellen haben verlernt durch Apoptose zu sterben. Grund dafür sind Mutationen in den Genen der Zelle, die dieses Selbstmordprogramm steuern. Der bekannteste Molekülschalter ist das Gen p53. In mehr als der Hälfte aller Tumoren, etwa bei Lungen- oder Dickdarmkrebs, ist dieses Gen defekt Was z.B. das Non-Hodgkin-Lymphom angeht, so konnte bei einer Analyse von 86 Remissionsfällen aus der Literatur zeigte, daß der erfreulichen Wende 16mal die Eradikation von H. pylori und 17mal eine Biopsie vorangegangen war.
Mongo-Babys machen es vor
Als einmaliges Modell für Spontanremissionen bei Krebs können die transienten leukämischen Reaktionen bei einigen Neugeborenen mit Down-Syndrom angesehen werden. Diese Babys haben eine akute Leukämie, die sich ohne Therapie innerhalb weniger Wochen oder Monate zurückbildet. Es kommt ganz von selbst zur Reifung des initial proliferierenden Zellklons, offenbar infolge des Gendefekts. Die Erkrankung ist selten und betrifft in Deutschland etwa 10 Kinder pro Jahr.
Auch Psyche mischt mit
Auch die Psyche mischt sich in die molekulare Kriegsführung gegen Krebszellen ein. Hormone und Neurotransmitter aus dem Gehirn können Immunzellen direkt beeinflussen. Gefühle wie der Glaube an Gott oder ein Präparat und die Nähe vertrauter Menschen könnten so das Wuchern von Krebszellen beeinflussen. Erste Hinweise, dass eine gesunde Psyche Leben verlängern kann lieferte David Spiegel mit der inzwischen berühmten Studie über schwerkranke Brustkrebspatientinnen. Die psychosozial betreuten Frauen überlebten im Schnitt 18 Monate länger als die Kontrollgruppe. Einer Spontanheilung geht meist mit einer entscheidenden Veränderung im Leben des Patienten einher, sei es eine Scheidung, eine Heirat oder eine geistige Öffnung. Die Psychoneuroimmunologie legen zwar den Schluss nahe, dass psychische Faktoren bei Krebs mit wirken, was fehlt sind aber konkrete Beweise. Sicher ist das Menschen die offen und optimistisch mit der Krankheit umgehen mehr Lebensqualität genießen.